DesignerDesignerinnen
Designlexikon
HOMEDESIGNER    ABCDEF
DESIGNER

Ora-ïto

(*1977 Marseille)

Der französische Designer Ito Morabito, Sohn des Designers Pascal Morabito und Neffe des Architekten Yves Bayard, bildete sich nach einer abgebrochenen Ausbildung an einer Designschule als Autodidakt weiter und arbeitete danach u.a. für den Schuhdesigner Roger Vivier. 1998 nahm er den Kunstnamen Ora-ïto an.

Lediglich am Computer gestaltete er zunächst die auf dem Rücken tragbare Tasche «Back up Vuitton» (1999) für Louis Vuitton, eine Villa in G-Form für Gucci (quasi die Branded Lounge für das Leben in der überdimensionalen Gürtelschnalle), das Feuerzeug «Briquet Atomic» (1999) für Bic und den Laptop «Hack-Mac» (1999, mit Camouflagemuster) für Apple. Seine fiktiven Kreationen präsentierte der Franzose anschließend in seinem Internetauftritt ora-ito.com und schuf damit rein virtuell seine eigene Marke. Das Problem war nur: Keine der Trendfirmen hatte ihn jemals für diese Designs beauftragt.

Als die französische Zeitschrift «Jalouse» 1999 Bilder der von Ora-ïto entworfenen Rucksack-Tasche abdruckte, stürmten jedoch Hunderte von Kaufinteressierten die Boutiquen. Fast 2000 Anfragen gingen angeblich bei Louis Vuitton ein – und «Brand-Hacker» Ora-ïto wurde binnen weniger Wochen zum Shooting Star der Designszene. Neben Louis Vuitton interessierten sich auch die anderen kopierten Firmen für den Franzosen und belohnten ihn mit Aufträgen, anstatt ihn mit Klagen wegen verletzter Markenrechte zu überziehen. Internationale Anerkennung errang Ora-ïto zudem, als das Musée des Arts Décoratifs im Jahr 2000 im Louvre seine Kreationen in der Ausstellung «Futurspective 1.0» zeigte.

Ora-ïtos Entwürfe gelten als elegant und futuristisch, etwa die Verpackung «Doset» (2002) für Perrier oder die Uhren-Studie «Montre» (2002) für Swatch. Viele seiner Entwürfe zeichnen sich durch einen ironischen Umgang mit dem Produkt aus und liefern so das Kondensat der Markenidentität. Im Gucci-Palast zum Beispiel platzierte der Designer neben dem Hubschrauberlandeplatz ein Porträt von Tom Ford. Ora-ïto arbeitet inzwischen mit einem 15-köpfigen Team in Paris, das einerseits Vielfalt zu seinem Leitmotiv gemacht hat, aber auch die Philosophie von Simplexity – eine Mischung von einfachen Formen und komplexen Designprozessen.

Cappellini ließ 2002 die Sitzschaukel «Swing Pod» entwerfen, Heineken beauftragte Ora-ïto mit dem Entwurf einer Bierflasche aus Aluminium («Luxury Bottle», 2002 ausgezeichnet mit dem Packaging-Oscar). Großen Erfolg hatte Ora-ïto zudem mit der Kugelflasche «Ogo Products» (2003) für Ocompany.

Zu Ora-ïtos erfolgreichsten Entwürfen gehören die Leuchte «Everywhere» (2004) für Artemide, die Chaiselongue «Fly» (2005) für B&B Italia sowie das Handy «My X-8» (2005) für Sagem. Für LaCie entwarf er 2005 externe Festplatten («Lego Bricks») in bunten stapelbaren Gehäusen, die an Lego-Bausteine erinnern. 2012 etwarf der Franzose den «Torso Table» für Roche Bobois (Tischplatte aus gehärtetem Glas, Gestell aus verstärktem Polyuretehan und Stahl). Darüber hinaus gestaltete Ora-ïto Parfümflaschen für Adidas, Lancaster und Joop und konzipierte Anzeigenkampagnen für Alain, Mikli und Levi's. 2003 ließ sich die Pariser Bar «Le Cab» ihr Interieur mit futuristischen Möbeln und permanent wechselnden Lichtverhältnissen veredeln. 2013 eröffnete Ora-ïto auf dem Dach der von Le Corbusier entworfenen Cité Radieuse in Marseille eine Kunsthalle, der er den Namen «MAMO» gab – was einerseits «Marseille Modulor» bedeutet und andererseits auf das New Yorker «MoMA» anspielt. «Die Welt» schrieb zur Eröffnung: «Die Halle, die an einen umgedrehten Schiffsrumpf erinnert, hat ihre ursprünglichen Fenster an beiden Seiten wiederbekommen, sodass das Licht vollständig durch den Raum dringt. Wände, Türen und Fenster wurden nach Originalplänen restauriert. Die Halle passt sich nun harmonisch in die restliche Architektur des Hochhausdaches ein, die ein Traum aus Beton ist, unterbrochen nur durch einige farbige Keramikfliesen an der Hallenfassade und der Umkleidekabine des wiedergewonnenen Sonnendecks.»© Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

 

www.ora-ito.com

GHIJKL
FIRMEN
MNOPQR
FACHBEGRIFFE
STUVWX
VERBÄNDE
YZDesigner
MUSEEN
Sieger
LINKS
IMPRESSUM
 
Grcic
Beinert